Seit langem bin ich auf der Suche nach einem Buch aus meiner Kindheit, genauer gesagt nach dem Schulbuch »Die sieben Ähren«. Dort vermute ich nämlich eine Geschichte, eine kleine harmlose Erzählung, die mich bis ins Erwachsenenalter sehr geprägt hat. Den Inhalt habe ich nur noch bruchstückhaft in meinem Kopf.
Ein Junge baut im Tischlerschuppen seines Vaters einen echten Bogen und spitzt ein Dutzend Pfeile. Natürlich möchte er niemanden verletzen, er will nur spielen. Er geht mit Pfeil und Bogen in den Garten. Schließlich muss er ja ausprobieren, ob alles funktioniert. Ist das Holz auch nicht zu spröde? Reißt die Sehne nicht? Fliegen die Pfeile überhaupt geradeaus?
Auf einem Baum sitzt ein Vogel. Der Junge sieht ihn und legt an. Natürlich wird er den Vogel nicht treffen. Er hat ja keinerlei Übung. Der Pfeil saust durch die Luft und – trifft. Der Vogel ist tot. Geschockt und beschämt rennt der Junge in den Schuppen zurück. Nie wieder wird er den Bogen in die Hand nehmen, schwört er sich.