Lisa-Marie Dickreiter, Vom Atmen unter Wasser

»Mit sieben beschloss ich, meine kleine Schwester für immer loszuwerden.« Und Simon setzt seinen Gedanken gleich in die Tat um und seine Schwester Sarah alleine in einen Bus. Doch als Sarah Jahre später nach einer Party ermordet wird und die Familie daran zerbricht, bereut er diesen kindlichen Gedanken zutiefst.


Mit viel Einfühlungsvermögen erzählt Lisa-Marie Dickreiter die Geschichte einer Familie, die den Verlust eines geliebten Menschen nicht verkraften kann. Ein Jahr nach dem Tod Sarahs wird die Mutter nach einem missglückten Selbstmord ins Krankenhaus gebracht. Vom Vater überrumpelt, kehrt Simon in das Elternhaus zurück, um sich um seine Mutter zu kümmern. Doch der Zusammenhalt in der Familie fehlt, denn alle drei gehen unterschiedlich mit ihrer Trauer um und driften dabei völlig auseinander. Die Mutter lebt in ihren Erinnerungen an Sarah, versucht mit allen Mitteln die Stimme, den Geruch ihrer Tochter für sich zu bewahren. Der Vater wünscht sich nichts mehr als seine Ehefrau zurück. Und Simon steht dazwischen, er versucht, der Mutter zu helfen und den Vater aus seiner Hilflosigkeit zu befreien.

»Vom Atmen unter Wasser« ist sicherlich keine leichte Kost, aber dennoch sehr süffig zu lesen. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht Simons und seinen Eltern erzählt und so erleben wir jedes Gefühl, jede gegenseitige Verletzung unmittelbar mit. Und die Geschichte berührt zutiefst, als Leser betrachtet man die hinterbliebenen Trümmer fassungslos und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass die drei endlich für sich ihren Frieden finden.

Lisa-Marie Dickreiter
Vom Atmen unter Wasser
Bloomsbury Verlag
€ 19,90

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