Mein Tannenbaum misst fünfzehn Zentimeter. Vom ersten Advent bis zu den Heiligen Drei Königen steht er bei uns auf dem Küchentisch. Ich erfreue mich jeden Tag aufs Neue. Dabei ist der kleine Baum sehr unscheinbar. Er steht auf einem scharlachroten Sockel groß wie ein Fingerhut. Auch seine Farbe ist ziemlich unecht – tannengrün ist es auf jeden Fall nicht. Sein Schmuck sind Christbaumkugeln groß wie Stecknadelköpfe und Kerzen aus Glas, kleine Stifte mit roter Haube. (Warum eigentlich nicht gelb?) Seine Spitze ziert ein wunderschöner Stern.
Ich kann mich gut erinnern, wie ich ihn fand. An einem Adventswochenende vor sieben Jahren fror ich bei Minustemperaturen in der Trierer Innenstadt und flüchtete mich in ein Antiquitätengeschäft. Dort hatte man eine Weihnachtsausstellung eingerichtet. Mannshohe Weihnachtsmänner, künstliche metergroße Weihnachtsbäume, Krippen aller Art, alte Weihnachtsbaumkugeln, stockfleckige Lamettapäckchen. Irgendwo zwischen all dem heiligen Krempel entdeckte ich ihn. Verständlicherweise unauffällig, wartete er auf einen Käufer. Charlie Brown im Kopf, der ja sein Comicleben lang in der Weihnachtszeit auch immer kleine verkrüppelte Bäume mit nach Hause schleppte – mit einem Lächeln im Gesicht musste er sich anschließend jedes Mal das Schimpfwort »Du Holzkopf« gefallen lassen, nahm ich den Tannenbaum und ging zur Kasse.
Achtzig Euro sollte ich bezahlen, schließlich sei das wertvolle Stück aus den Fünfzigern und »So einen Baum suchen Sie heute vergeblich, mein Herr!«
Der Händler staunte nicht wenig, als ich ohne zu handeln vier Zwanziger auf den Tisch legte.
So gesehen, war es der teuerste Tannenbaumkauf meines Lebens. Bedenke ich aber die vielen Dutzend Tage, die er mich durch Weihnachtszeiten begleitet hat und sicherlich noch lange begleiten wird, gerade zu ein Spottpreis. Das Leben ist relativ.