Arno Geiger, Der alte König in seinem Exil

Wenn ich zu Hause bin, was nicht allzu oft vorkommt, da wir die Last auf mehrere Schultern verteilen können, wecke ich den Vater gegen neun. Er liegt ganz verdattert unter seiner Decke, ist aber ausreichend daran gewöhnt, dass Menschen, die er nicht erkennt, in sein Schlafzimmer treten, so dass er sich nicht beklagt.


»Willst du nicht aufstehen?« frage ich ihn freundlich. Und um ein wenig Optimismus zu verbreiten, füge ich hinzu: »Was für ein schönes Leben wir haben.«
Skeptisch rappelt er sich hoch. »Du vielleicht«, sagt er.
Ich reiche ihm seine Socken, er betrachtet die Socken ein Weilchen mit hochgezogenen Augenbrauen und sagt dann: »Wo ist der Dritte?«

Was ist wichtig? Was macht das Leben lebenswert? Arno Geiger erzählt von seinem Vater, dem die Erinnerungen langsam abhanden kommen, dessen Orientierung in der Gegenwart sich auflöst. Geigers Vater leidet an Alzheimer.
»Da mein Vater nicht mehr über die Brücke in meine Welt gelangen kann, muss ich hinüber zu ihm.« Offen, liebevoll und heiter beginnt Arno Geiger seinen Vater neu kennenzulernen und schließt erneut Freundschaft mit ihm.

Erst war ich skeptisch, jetzt aber sage ich mit großer Überzeugung: Das ist ein wunderbares, tröstendes Buch.

Arno Geiger
Der alte König in seinem Exil
Hanser
€ 17,90

Bei uns erhältlich oder bestellbar in unserem Onlineshop.