Toutonghi siedelt die Geschichte von Yuri im Spätsommer 1989 an, der Zeit, in der in Osteuropa alle Zeichen auf Umbruch stehen. Während Yuris Eltern, die damals vor der Russifizierung aus Lettland ins kapitalistische Schlaraffenland Amerika flüchteten, gespannt die Geschehnisse in der alten Heimat verfolgen, hat Yuri ganz andere Probleme…
Er ist unsterblich verliebt, und das ausgerechnet in die Tochter des Kopfes der örtlichen Kommunisten. Dementsprechend versucht er nun, sich irgendwie in die Gedankenwelt von Marx und Arbeiterkampfparolen einzudenken, ebenso erfolglos wie seine Eltern versuchen, die Tristesse des schon längst in den Sand gesetzten Neustarts als Erfüllung des amerikanischen Traumes zu verkaufen. So sind die nächtlichen Balkon- Besäufnisse des Vaters, inklusive bourbonschwangeren Weisheiten für den Sohn, oder der Versuch Yuris, seine Angebetete mit einer Spritztour in einem »geborgten« Luxuswagen zu beeindrucken, nur die Vorbereitung auf all das, was dem 15-jährigen noch bevorsteht. Denn eines Tages steht nicht nur Yuris lettischer Onkel vor der Tür, sondern auch noch dessen Familie. Der Kulturschock der Neuankömmlinge zeigt sich schon beim Betreten eines amerikanischen Supermarktes, bei dem das Verspeisen von Bananen mit Heinz Ketchup noch das kleinste Übel darstellen…
Die skurrile Mischung aus osteuropäischem Witz, Melancholie und dem amerikanischen Hang zu großen Geschichten, macht diesen Roman zu einem aberwitzigen Trip, bei dem Ost und West gleichermaßen auf ihre Kosten kommen.
Pauls Toutonghi
Die Geschichte von Yuri Balodis und seinem Vater Yuri Balodis, der eigentlich Country-Star war
Rowohlt Verlag
€ 8,95
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(Sandra Rudel)