Das Foto zum Wochenbeginn und seine Geschichte

Wissen, wo der Hammer hängt… Sechs Treffer von den Bayern. Das tat weh. Spätestens seit dem Wochenende weiß auch Otto Rehhagel wo der Hammer hängt. Das war aber nicht immer so. Ich trage seit langen Jahren eine Geschichte mit mir herum, die mir zugetragen wurde und deren Wahrheitsgehalt sich nicht mehr überprüfen lässt. Sei’s drum…

 

Seit vielen Jahren kenne ich einen Mann, groß, schwer, ein Kerl wie ein Baum, wie man so sagt. Er ist vielleicht ein bisschen laut und ungestüm, aber sonst ein richtig guter Kumpel. In seinem ganzen Berufsleben war er ein Gas- und Wasser-Installateur, die erste Zeit als Kolonnenarbeiter, danach und für den Rest seiner beruflichen Laufbahn ein (O-Ton) biederer Handwerksmeister mit eigener Firma.

Vor einigen Jahren schlendert unser Mann durch einen Supermarkt im Essener Süden und sieht so halb im Profil einen älteren Herrn, den er sowohl aus dem Fernsehen wie auch aus ferner Vergangenheit kennt. Er geht zu ihm hin und schlägt ihm mit seiner rechten Pranke auf die Schulter:

»Mensch Otto, dass ich dich hier sehe.« Otto hustend: »Was fällt Ihnen ein?« »Aber Otto, ich bin es, Jochen.« »Ich kenne keinen Jochen. Und für Sie bin ich immer noch Sie!« »Aber Otto, wir haben doch jahrelang zusammengearbeitet. Wenn wir fertig waren mit den Leitungen, kamt Ihr doch immer mit euren Farbeimern, damals bei Colsmann.« »Verzeihen Sie bitte, das war in meinem letzten Leben, das hat mit meinem jetzigen nichts mehr zu tun! Nichts! Und jetzt lassen Sie mich bitte in Ruhe!«»Aber Otto, du kannst doch deine Kinderstube nicht verleugnen. Wir Handwerker müssen doch zusammenhalten. Wir wussten doch früher immer wo der Hammer hängt. Das kannst du doch nicht leugnen. Oder?« Und erneut schlägt er seinem Gegenüber freundschaftlich auf die Schulter.

Ich kann gar nicht sagen, wie das Gespräch letztendlich ausgegangen ist. Ich habe aber keinen Zweifel daran, dass es sich so oder ähnlich abgespielt hat. Noch Jahre nach dieser Begegnung entrüstete sich Jochen immer wieder, man dürfe seine Vergangenheit nicht verleugnen – niemals.

Eine Karriere wie Otto R. werde ich wohl in meiner verbleibenden Zeit nicht mehr machen können und das ist auch gut so. Vielleicht klopft mir aber auch so jemand mal auf die Schultern und fragt einfach wie es geht. Selbst wenn ich dann nicht sofort weiß, wo der Hammer hängt (oder liegt), ich werde freundlich bleiben und versuchen, es heraus zu bekommen. – Und einen Grund, meine Vergangenheit zu leugnen, habe ich sowieso nie gehabt.