Ich liebe die Literatur von Colum McCann. »Der Himmel unter der Stadt«, »Die große Welt«, »Transatlantik«, allesamt große Romane, die ich meistens in einem Rutsch verschlungen habe. Colum McCann lässt sich ja immer Zeit. Zwischen zwei Romanen liegen oft Jahre. Das merkt man seiner Literatur an, alles bestens recherchiert, alles wohl ausformuliert.
Jetzt ist – quasi zwischendurch – eine ganz kleine Erzählung erschienen, die ich Ihnen ans Herz legen möchte: »Verschwunden«. Es ist ihr erstes gemeinsames Weihnachten in Galway. Nach ihrer Trennung ist Rebecca mit ihrem Sohn Tomas an die irische Westküste gezogen. Tomas ist nicht ihr leiblicher Sohn, er ist ihr gehörloses Adoptivkind mit russischen Wurzeln. Beide sind begeisterte Schwimmer und als Tomas zu Weihnachten einen Neoprenanzug geschenkt bekommt, ist er überglücklich. Am nächsten Morgen ist Tomas allerdings verschwunden, den Anzug hat er mitgenommen. Es beginnen Tage des Suchens, der Verzweiflung, des Wartens und der Hoffnung…
Wie gesagt, die Erzählung ist gerade einmal 65 Seiten stark, erschienen in einem sehr schön gestalteten Halbleinenband im Züricher Dörlemann Verlag und hier bestellbar.