Winter? Jetzt reicht es aber! Das ist doch kein Winter! Da kommt doch keine Stimmung auf! Unter meinem Bürofenster flüstert der Werdener Weihnachtsmarkt. Stimmengemurmel dringt zu mir herauf, die schweren Glocken der Basilika läuten, jeder gibt sein Bestes. Ein Querflötisten- und ein Bläserpaar wechseln sich mit ihren Weihnachtsmelodien ab. Eine halbe Stunde die eine Truppe, dann die andere. Ist ja auch egal, denn einen sauberen Ton bringt niemand von Ihnen heraus. Das erstaunt mich nicht…
Wer möchte denn schon bei dem strahlenden Wetter der letzten Wochen Weihnachtslieder einüben? 30 Grad Anfang Oktober, 20 Grad Anfang November. Kein Nebel, das bisschen Regen der letzten Wochen muss man auch nicht erwähnen. Frost? Fehlanzeige! Immerhin, jetzt ist es schon seit einiger Zeit früh dunkel, da kann man Winter ja wenigstens ein bisschen vortäuschen.
So langsam freue ich mich tatsächlich auf Kälte. Wenn die matte Sonne nur kurz am Horizont zu sehen ist, wenn der Glühweinbecher die gefrorenen Finger wärmt oder ich mit nur einem kleinen Anlauf mindestens vier Meter über den Bürgersteig schlittern kann. Dann macht mir auch der allabendliche Weg mit der Kiepe zum sorgsam gestapelten Holz Freude. Zu sehen, wie der Winter sich durch den Stapel frisst, gehört für mich ebenso zu den erfreulichen Alltagstätigkeiten, wie das Füttern des Ofens mit trockenen Buchenscheiten, damit das Feuer auch ja nicht erlischt.
Es muss ja nicht gleich wieder so heftig werden, wie im letzten Jahr. Schnee auf Schnee. Damals weckte mich meine Partnerin laut fluchend, weil sie das Auto des Nachbarn freigeschaufelt hatte. Das vielstimmige Schrappen der Eiskratzer am frühen Morgen ist für mich allerdings eine schöne Melodie. Der Grund dafür ist ein einfacher: Ich bin der einzige in unserer Straße, der ein Auto mit Standheizung hat. Auf den nächsten Tag programmiert, sorgt sie dafür, dass ich fröhlich pfeiffend in meinen sauber abgetauten Wagen steigen und meinen fleißigen Nachbarn leise lächelnd einen guten Morgen zunicken kann.
Hallo, lieber Herr Schmitz,
da lese ich doch gerade in der Schmitzkatze was über FROH! und Luxus, der einem freundlichen Bücherwurm so ein „ziemlich fragwürdiger Begriff“ und auch noch „fremd“ ist.
Ist aber eine solche wunderbare Standheizung, die Ihnen den Alltag erleichtert und angenehmer macht, nicht auch eine Erscheinungsform von Luxus?
Das schnee- und eisfreie Auto gönne ich Ihnen sehr herzlich, dadurch haben Sie ja mehr Zeit zum Lesen und Schreiben interessanter Texte.
Adventliche Grüße aus Heiligenhaus
Ursula Peters