Kalte Hände
Montagmorgen, kurz vor acht. Ich ziehe die Haustür hinter mir zu und halte mich links, Richtung Frankenstraße. Die Kälte schleicht unter meine Jacke. Die Temperatur musste über Nacht ordentlich gesackt sein. Ich setze einen Fuß vor den nächsten und fluche. Im letzten Winter war alles noch so einfach, alles so klar strukturiert.
Auf dem Küchentisch lagen nämlich meine Zigaretten, das Feuerzeug, mein Portemonnaie, das Handy; daneben die Mütze und, wenn es richtig kalt zu werden drohte auch meine Handschuhe. Nachdem ich mit dem Rauchen allerdings aufgehört habe, hat die Ecke des Küchentisches keine rechte Relevanz mehr und ich vergesse ein übers andere Mal meine Alltagshelfer. Ich schiebe meine Hände tief in die Jackentasche und lege einen Gang zu, damit ich den Bus auch bloß erreiche. Oder hat er wieder Verspätung, wie in der letzten Woche fast jeden Tag? Genau! Ein gutes Dutzend Leidensgenossen sehe ich am Bussteig. Mit ihnen warte ich noch eine geschlagene Viertelstunde bis der 194er endlich die Straße hoch schleicht. Die kurze Fahrt in dem hoffnungslos überfüllten Bus reicht nicht ansatzweise um ein wenig Leben in meine kalten Glieder zu bekommen. In Werden angekommen schlage ich den Kragen meiner Jacke erneut tief in den Nacken und beschleunige meine Schritte um über die zugige Brücke schnell in die gut geheizte Buchhandlung zu kommen. Erst hier bemerke ich meine klammen Hände.
Heute Morgen versuche ich beides nicht. Heute Morgen reicht ein starker, heißer, frisch aufgebrühter Kaffee. (Aber den durfte ich wohl damals noch nicht trinken.)