Nick Dybeck – Der Himmel über Greene Harbor

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Alle reden vom Wetter.
Alle reden vom blauen Himmel.
Ich rede nicht übers Wetter, aber von einem Himmel und zwar von dem Himmel über Greene Harbor.

Das großartigste Buch des Frühjahrs und derzeit mein Favorit heißt nämlich Der Himmel über Greene Harbor und ist von Nick Dybeck.

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Cal, der vierzehnjährige Sohn eines Hochseefischers wächst auf an der amerikanischen Pazifikküste im äußersten Nordwesten gleich an der Grenze zu Kanada. Zu seinem Vater, der jeden Herbst monatelang auf Krabbenfang in der Beringsee ist, hat er ein distanziertes Verhältnis. Das geht der Mutter nicht anders, die sich Stunde um Stunde in ‚ihren‘ Plattenkeller zurückzieht um alte Jazzscheiben zu hören. Dramatisch wird es in dem Ort, als der Besitzer der Fangflotte John Gaunt ziemlich plötzlich verstirbt und in dem Städtchen durchsickert, dass der einzige Sohn Richard wenig Interesse an dem Erbe hat und die Fanglizensen womöglich an die Japaner verkaufen möchte. Niemand in dem Ort will in die drohende Erwerbslosigkeit und so schmieden die Fischer offenbar einen Plan, sich des Problems zu entledigen und Richard zu töten. Dabei soll alles wie ein Unfall auf hoher See aussehen. Cal, der das konspirative Zusammentreffen der Fischer belauscht hat, steckt in einem Dilemma. Entscheidet er sich für Recht oder Gesetz (und wie unterscheidet man beides)? Verrät er die Fischer und damit seinen Vater? Lässt er zu, dass Richard in den sicheren Tod geschickt wird?

Ein atemraubendes Buch, endlich mal wieder so, dass man kein Interesse hat, irgendeine Seite auch nur halbwegs quer zu lesen (Das liegt sicherlich auch an der guten Übersetzung von Frank Fingerhuth.) Lakonisch, melancholisch, überraschend und geschrieben von einem Menschen, der gerade einmal über 30 Jahre alt ist.

(Nick Dybeck, Der Himmel über Greene Harbor, Mare Verlag, 19,90 Euro)
ts